Die Christlich – Jüdische Arbeitsgemeinschaft (CJA)

Sektion St. Gallen – Ostschweiz ist ein Verein mit der Aufgabe, durch Veranstaltungen, Informationen und Begegnungen das gegenseitige Verständnis von Christen und Juden zu fördern.

Aktuell

Rabbiner Hermann Schmelzer mit 88 Jahren verstorben
Rabbiner Hermann Schmelzer ist am Samstag, 14.11.2020 in St.Gallen mit 88 Jahren verstorben. Er war von 1968 bis 2012, also während 44 Jahren, Rabbiner der kleinen jüdischen Gemeinde in St.Gallen. Er war von Anfang an Mitglied der CJA St.Gallen /Ostschweiz und sprach immer wieder bei uns zu verschiedenen Themen. Der aktuelle Präsident der CJA St.Gallen, Pfarrer Andreas Schwendener, traf Rabbiner Schmelzer nach dessen Pensionierung oft bei Spaziergängen in Rotmonten. An einem schönen Sommertag 2018 kam ein spontanes Interview zustande. Gerade weil Schmelzer stets überaus zurückhaltend war, sein spannendes Leben in der Öffentlichkeit publik zu machen, bleibt dieses Interview bedeutsam. Es betrifft vor allem theologische Themen, vorab die geschichtliche Wende zur Säkularisierung und die daraus resultierenden Vor- und Nachteile für die Religionen und Religion an sich. Am Schluss erzählt Hermann Schmelzer auch von seiner Zeit im kommunistischen Ungarn und der Ethik eines Rabbiners in schwierigen Zeiten. Kurz darauf schaute sich der ehemalige St. Galler Rabbiner das Interview an und sagte: «Ja, das darf so öffentlich werden.»
So haben wir hier das Zeugnis eines Geistlichen mit wacher Zeitgenossenschaft. Schmelzer wusste, was die Neuzeit für die Religionen an Herausforderungen gebracht hat. Und er konnte sich trotzdem für das Spezifische einer Religion einzusetzen, auch wenn darin vieles unzeitgemäss und skurril erscheint. Er verteidigt die spezielle Religion durchaus im Bewusstsein, dass Religion an sich hinter allen Religionen steckt. Doch diese Religion an sich gibt es für ihn nicht ohne konkrete, zeitbedingte Religion und Religiosität.
Das ganze Gespräch hier

 

 

Zum Tod von Pfarrerin Beatrix Jessberger (22. März 1952 – 6. Mai 2019)
Abdankung: 16. Mai 2019, 14.15 Uhr in der evangelisch-reformierte Kirche Rehetobel AR

Beatrix Jessberger kam 2006 zur CJA, nachdem der Verein fast aufgelöst worden ist. Die evang.-ref. Pfarrerin aus Rehetobel übernahm das Präsidium und führte das Programm erfolgreich weiter. Sie setze auch niederschwellige Angebote wie Exkursionen, Begegnungsabende oder Filmvorführungen.

Ihr Engagement galt der Verbundenheit mit den jüdischen Wurzeln des Christentums und dem Lernen von der jüdischen Schriftinterpretation, dem freien und toleranten Dialog um das Verständnis der Schrift.

Als deutsche Staatsangehörige hat sie die Verfolgung der Juden unter der Naziherrschaft bewegt, persönliche betroffen gemacht und in ihrer Arbeit als Pfarrerin geprägt.

Eine auf die ganze Menschheit hin offene Interpretation der biblischen Schriften war ihr ein Herzensanliegen. Davon zeugt ihr Buch: «Ebendbild Gottes – wie werde ich, was ich bin? – Die Schöpfungsgeschichte als spiritueller Reifungsprozess». Sie beschreibt in dem Buch die Schrift, Sprache und Weltdeutung gebende Dimension der Bibel als Erziehungshilfe der Menschen, ihr eigenes Leben selber im Dialog mit andern zu gestalten.

Beatrix Jessberger war Mitglied in der ökumenischen Gemeinschaft Katharina-Werk, der die Kontemplation am Herzen lag. So wirkte sie auch als Meditationslehrerin der Via Integralis und arbeitete somit an einer mystischen, ganzheitlich und religionsverbindenden  Form des Glaubens

Wir behalten sie in lebendiger Erinnerung, dankbar für ihr Wirken und ihre Impulse.

Ihr Tod macht uns betroffen, aber wir schauen auch auf zu der Wolke der Zeugen. Die Menschheit ist eins, ein Kollektiv. Ob wir leben oder gestorben sind, ob wir im Diesseits oder Jenseits leben, wir gehören zusammen und beeinflussen uns – immer in dem gemeinsamen Ziel, (durch Christus) dem einen Gott zu leben.

In diesem Sinne bleiben wir mit Beatrix Jessberger verbunden mit guten Erinnerungen und mit Dankbarkeit für alles, was sie hinterlassen hat und für uns weiter bleibt.

 

Woher wir kommen

Christentum und Judentum gehören, mit dem Islam, zu den sogenannten abrahamitischen Religionen.

Das Christentum bezieht sich wie das Judentum auf das Erste Testament (Altes Testament). Beide Religionen haben sich über die Jahrhunderte gegenseitig beeinflusst, ihre gemeinsame Geschichte war sehr wechselhaft. Das Zusammenleben von Menschen jüdischen und christlichen Glaubens wird bis heute immer wieder von Vorurteilen und Diskriminierung geprägt.

Die Verfolgung der Juden im Zweiten Weltkrieg, ein neuer Blick auf das Alte Testament und die Entdeckung jüdischer Kultur in der Schweiz haben in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zur «Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz» geführt.

 

Unsere Ziele

Unser Ziel ist es, den Dialog zwischen Juden/Jüdinnen und Christen/Christinnen zu fördern und einen gesellschaftlichen Beitrag zur Überwindung von Vorurteilen, Feindschaften und Rassismus zu leisten durch persönliches Kennenlernen, Information und kulturellen Austausch.

Wir möchten erreichen, dass sich Menschen jüdischen und christlichen Glaubens mit gegenseitigem Verständnis und Respekt für die andere Glaubensgemeinschaft begegnen, gemeinsame Anliegen erkennen und sich vereint für Humanität, Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.